Jugendkorbinian 2014- Voll im Leben

FREISING. Es ist Samstag, der 15.November 16:30h, als die Jugendgruppe meiner Pfarrgemeinde mit dem Allgäuexpress in Freising ankommt. Jetzt trennt uns nur noch eine halbe Stunde Fußweg von unserer Unterkunft, einem Freisinger Pfarrheim. Unser Gepäck, ein Rucksack mit Schlafsack, Isomatte, Zahnbürste, Zahncreme, etwas zum Waschen, das Wichtigste eben. Endlich treffen wir im Pfarrsaal ein, in dem wir dieses Jahr übernachten werden. Und schon gibt es die ersten freudigen Umarmungen mit Jugendlichen aus benachbarten Pfarrverbänden, die man lange nicht mehr gesehen hat. Doch sehr viel Zeit zum Ratschen bleibt nicht, denn um 18:00h beginnt ja schon das Abendessen in der Aula des Freisinger Domgymnasiums. Und bis zum Domberg sind es immerhin noch einmal gut 25 Minuten zu Fuß.

Das Abendessen, jedes Jahr das Selbe, und doch irgendwie jedes Jahr lecker! Sobald man in der Schlange steht, um sich seine Gulaschsuppe abzuholen, auf dem Weg zurück zu einer der Bierbänke und auch während des Essens, begegnet man immer wieder altbekannten Gesichtern – entweder vom letzten Jahr, oder von anderen Jugendtreffen. Erinnerungen werden ausgetauscht und natürlich will jeder vom anderen wissen, was es Neues gibt! Von der Moderation, die von der Bühne am anderen Ende der Aula aus den Saal unterhält, bekommt man nur das Wichtigste mit. Viel zu vertieft bin auch ich in Gespräche mit Freunden, die ich schon so lange nicht mehr gesehen habe.

Doch schließlich wird mit einem Countdown die Jugendkulturnacht eröffnet und endlich ist es wieder soweit! Die diesjährige Jugendkorbinianswallfahrt steht unter dem Motto „Voll im Leben“! In einem Klassenzimmer gibt es ein Café, in dem man sich mit seinen Freunden und Bekannten bei einer Tasse Kaffee oder Tee unterhalten kann, in einem weiteren die Chill-out-Area zum Entspannen, im Kardinal-Döpfner-Haus kann man sich Filme mit christlichen oder sozialkritischen Handlungen ansehen und im Dom wird zwischen 20:00 und 23:00 Uhr ein Blind Date angeboten. Gemeint ist damit eine Art Blind Date mit Gott. In der Aula des Domgymnasiums ist unterdessen nicht nur eine Cocktailbar, sondern auch die Aulaparty angesagt, die auf der Jugendkorbinianswallfahrt inzwischen schon Tradition hat. 20141115_204621

Dabei hat Alkohol nichts zu suchen. Die Idee des „Alkoholverbots“ ist, dass wir auch ohne Alkohol Spaß haben können. Und tatsächlich vermisst den hier keiner.

Die Stimmung ist kaum zu überbieten. „Heavy Crunch“ spielt alles von „Ring of Fire“ über „It’s my Life” und „Traum” zu „Brenna tuats guat”. Die Menge steht direkt vor der Bühne, springt, klatscht, tanzt. Nebeneinander zu stehen mit Menschen, die man größtenteils nicht kennt, Spaß an der Musik zu haben, aber auch auf den Schultern der Kumpels zu sitzen und das Konzert von dort aus mitzuerleben, machen ein einzigartiges Gemeinschaftsgefühl aus.

Der Tag endet um 24:00 Uhr mit einem Nachtimpuls von etwa 20 Minuten. Es werden Denkanstöße zum diesjährigen Motto des „JugendKorbis“ gegeben. Eine Diashow im Altarraum beginnt mit den Worten „Wann stehst du voll im Leben???“und zeigt Fotos von verschiedenen Menschen in den unterschiedlichsten Lebenssituationen, die dazu anregen, über die genannte Frage nachzudenken. Damit endet der Tag mit einem wunderbaren Ausklang.

Um halb zwei wird in meiner Unterkunft das Licht gelöscht. Doch um ehrlich zu sein, auch mit guter Isomatte, Schlafsack und Ohrenstöpseln schläft es sich nicht wirklich gut auf dem Boden eines Pfarrsaals. Auch wenn nun nicht mehr geredet wird, ist der Geräuschpegel doch irgendwie noch relativ hoch. Und um sechs Uhr sollen wir schon wieder aufstehen, weil um halb sieben das Frühstück am Domberg beginnt. Aber das gehört eben dazu.

Nach dem Frühstück, das für gewöhnlich von müden und glasigen Blicken geprägt ist, blüht die Stimmung durch den Gottesdienst mit Kardinal Marx langsam wieder auf. Fetzige Songs begleiten die Eucharistiefeier. Da bei der Jugendkorbinianswallfahrt Wert auf Inklusion gelegt wird, übersetzt ein Gebärdendolmetscher den Gottesdienst. Und die Lesung wird von einem blinden Mädchen vorgetragen.

Im Anschluss gibt es wieder die verschiedensten Workshops. Man kann die Texte der Jugendkorbinianslieder auf deutscher Gebärdensprache lernen, oder wie man Milchtüten upcycelt. Es gibt Trommelkurse, Planwirtschaftsspiele und vieles mehr. Ich selbst entscheide mich für eine spannende Podiumsdiskussion zur Flüchtlingssituation in Deutschland.

Um 14:00h verabschiedet sich die wunderbare, große Gemeinschaft in einer Vesper voneinander. Und wie jedes Jahr ist es nun schon etwas seltsam, dass dieses schöne Wochenende jetzt auch wieder zu Ende ist.